Freibad Schröttinghausen

Campingstr. 20, 33739 Bielefeld
Telefon: 0 52 03/ 35 82

Ein Stück vom Dorf

Das Freibad in Schröttinghausen ist Treffpunkt und Erholungsplatz

Jelte, Jonna und Mutter Kirstin Dörr engagieren sich im Förderverein für das Freibad Schröttinghausen

Klein aber fein: Das Bad in Schröttinghausen verfügt über ein Sport- und ein Kleinkinderbecken

Das Freibad Schröttinghausen auf einer Postkarte aus dem Jahr 1938

Von Michael Diekmann.

Das Trio auf der Wasserrutsche hat seinen Spaß. Jelte (8), Jonna (10) und ihre Mutter Kirstin Dörr (41) rauschen in die türkisfarbenen Fluten. In Schröttinghausen steht ihr Lieblingsfreibad. Wassersport ist Familiensache. Und dieses Bad, findet Kirstin Dörr, ist ein Stück vom Dorf.

Das Becken mit der 50-Meter-Bahn ist nicht nur bei sportlichen Schwimmern beliebt, sondern auch bei Tauchern oder Triathleten, die hier ihre Übungseinheiten abspulen. Dazu kommt, dass wohl die meisten Schröttinghauser Kinder hier Schwimmen lernen. So wie Kirstin Dörr einst auch. Der Schwimmmeister von einst, erzählt sie, ist immer noch täglich im Bad, zieht seine Bahnen.

Man kennt sich. So wie man sich überhaupt kennt in Schröttinghausen – ganz im Westen Bielefelds, von wo aus es nach Werther viel näher ist als in die Bielefelder City. Draußen zwischen den sanften Hügeln Ravensbergs ist die Welt noch in Ordnung. Mitten im Dorf gibt es das Freibad. Ein Förderverein bildet die tragende Säule für den Betrieb. »Ehrenamt bedeutet eben auch, mal den ganzen Tag an der Kasse zu sitzen«, betont Kirsten Dörr. Sie ist mit ihrer ganzen Familie, den Töchtern Jelte und Jonna und Ehemann Ralf (48) Mitglied im Förderverein – und besitzt eine Familienkarte. »Konkurrenzlos günstig«

Eine ganze Familie einen ganzen Sommer lang für 70 Euro mit Badespaß zu beglücken, sei »konkurrenzlos günstig«, findet die junge Frau, die in Schröttinghausen geboren wurde, hier aufwuchs, zwischenzeitlich mal wegzog (»aber nur bis Jöllenbeck«) und vor Jahren mit der Familie zurückkehrte. Und jetzt trifft sie im Schröttinghauser Bad viele frühere Jöllenbecker Nachbarn. Die Jöllenbecker, weiß sie, schwimmen gern in Schröttinghausen. Das Bad ist idyllisch gelegen zwischen der ansteigenden Liegewiese und der Waldkulisse gegenüber. Gleich nebenan liegt die Grundschule, die Sportanlage, der Campingplatz. Schröttinghausen hat etwas von Urlaubsidylle.

»Letzte Saison war ich fast jeden Tag im Schwimmbad«, erzählt Jonna (10). Beide Kinder seien »Wasserratten«, freut sich die Mutter. Jonna hatte 2016 sogar beim sportlichen Freistil-Wettkampf aller dritten Klassen der Grundschulen als erste angeschlagen. »Eine Bahn in 48 Sekunden«, meldet Jonna keck.

Damals, 1936, hatten die Vorväter der Gemeinde wohl den richtigen Riecher, als sie in zwei Jahren bis 1938 das Freibad bauten. Nein, eine erste Badestelle von zehn mal 20 Metern. Ab 1958 gab es dann ein richtiges Stahlbetonbecken. Die Bürger haben es immer gemocht. Aber in miesen Sommern sind sie auch weniger baden gegangen. Als dann 1993 aus Kostengründen die Schließungspläne aufkamen im fernen Bielefeld, formierte sich mit Wilhelm Bensiek und 17 Gleichgesinnten ein Förderverein. Es war eine der ersten Aktivitäten dieser Art in Bielefeld. 2018 feiert der Verein das 25-jährige Bestehen. Kommunikationspunkt Bad

Heute ist Birgit Düker so etwas wie die Mutter des Bades, »Moni« macht den Kiosk, serviert den Cappuccino auf die Terrasse mit Blick auf die Fluten. Man kennt sich eben auf dem Dorf, freut sich Kirstin Dörr. Das Freibad ist eine Art Kommunikationspunkt, auf dem man nach dem Spätschwimmen auch noch ein Bierchen nimmt und klönt – und am 26. August sogar bis Mitternacht schwimmen kann. Dann ist »Lichterschwimmen«.

Jetzt in der Woche ist trotz Schulferien gerade nichts los. Es hat nachts geregnet. Einige Frauen aus der Nachbarschaft ziehen ganz entspannt ein paar Runden, schwätzen nebenbei. Strandkörbe und windgeschützte Bänke werden gern belegt. Was Kirstin Dörr besonders gut findet: Das Bad ist komplett integriert ins Gemeinschaftsleben. Schon die Grundschüler gehen schwimmen, lernen es in der ersten Klasse. Überhaupt nimmt Schröttinghausen in Sportfragen eine Sonderstellung ein. Neben Schwimmen frönt man hier Aerobik oder Handball. So wie Kirstin Dörr auch. Viele Jahre hat sie aktiv Handball gespielt. Jetzt hat sie hier ihr Ehrenamt gefunden, arbeitet wie Ehemann Ralf als Trainer. Einziger Wermutstropfen: Jelte und Jonna haben auch den Handball entdeckt. Diese Trainingszeit, bedauert Mutter Kirstin, geht von der Badezeit in diesem »traumhaften Bad« ab.

Westfalenblatt vom 15.8.2017