Freibad Schröttinghausen

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Bielefelder Rettungsschwimmer sitzen bald auf der Straße

Beim Sommerempfang der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bielefeld geht es um Nachwuchs- und Zukunftssorgen, aber auch um Freude über ein neues Hallenbad

Thomas Brüggemeier (1.v.l), von der Leitung der Berufsfeuerwehr, Dornbergs Bezirksbürgermeister Paul John (2. v.r.) und der SPD-Landtagsabgeordndete Georg Fortmeier (3. v.r.) begrüßen die lebensrettende Arbeit der DLRG: Kirsten Waters, Dominik Preiser und

Neue Westfälische 15.07.2019 | Stand 15.07.2019, 11:08 Uhr

Jens Reichenbach

Bielefeld. Ein Teil der Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs Gesellschaft (DLRG) gehört zum dringend benötigten Aufsichtspersonal in den acht Bielefelder Freibädern. Früher standen sie noch in roten DLRG-Klamotten am Becken, später wurden sie bei der BBF angestellt. Zwei Katastrophenschutz-Trupps mit Fahrzeug und Anhänger und eine Gruppe Einsatztaucher stehen als ehrenamtliche Helfer im Notfall stets bereit. Ausgerechnet die Ortsgruppe und der Bezirksverband Bielefeld sitzen aber demnächst auf der Straße.

Grundschüler können nicht mehr schwimmen

Die DLRG setzt sich in Bielefeld mit zahlreichen Kursen für den Schwimmunterricht von Vor- und Grundschülern ein. Aber auch die Ausbildung von Rettungsschwimmern ist den ehrenamtlichen Helfern ein großes Anliegen. Immerhin gut 2.600 Mitglieder zählen die fünf Ortsgruppen in der Stadt. Doch die vorhandenen Trainingszeiten in den Bielefelder Hallenbädern reichen vorne und hinten nicht.

"Über die Hälfte der Grundschulabgänger schafft es aktuell nicht zu einem sicheren Schwimmer", sagt DLRG-Sprecher Wolfram Dickel. Damit sind Kinder gemeint, die nach dem Seepferdchen noch das Bronzene Schwimmabzeichen erreichen. "Das Seepferdchen ist nur ein erster Schritt zum sicheren Schwimmer."

Alle 14 Tage wird in Deutschland ein Bad geschlossen 

Woran liegt das? Wie Dominik Preiser, Vorsitzender des DLRG-Bezirksverbandes Bielefeld, beim Sommerempfang im Freibad Schröttinghausen mitteilte, liege das auch an fehlenden Trainingszeiten: Teilweise gebe es für Anfängerschwimmkurse zwei Jahre Wartezeit. "Das ist viel zu lang. Trotzdem wird in Deutschland alle 14 Tage ein weiteres Bad geschlossen. Das ist fatal."

In Bielefeld sei das zum Glück nicht mehr der Fall, so Preiser. Entsprechend groß sei die Freude der Rettungsschwimmer gewesen, dass die Pläne für ein neues Kombibad in Jöllenbeck nun konkret werden. Ebenso sei die aktuelle Optimierung des Almbades, das nach dem Neubau plötzlich ein zu tiefes Lehrschwimmbecken aufwies, sehr zu begrüßen.

Keine neue Immobilie zu finden

Während die DLRG-Schwimmlehrer zumindest in Bielefeld etwas zufriedener in die Zukunft blicken können, neigt sich für die Rettungsschwimmer die Zeit in den Büros an der Friedrich-Hagemann-Straße dem Ende zu. Wie Preiser mitteilte, hatte das Technische Hilfswerk (THW) der DLRG lange sehr günstig Unterschlupf bieten können, doch durch eine Vergrößerung werden die Räume der DLRG nun selbst benötigt.

"Wir finanzieren uns durch sehr moderate Mitgliedsbeiträge, mit diesem Background ist bei den aktuellen Preisen leider keine neue Immobilie für unsere Ortsgruppe und die Verwaltung zu finden", sagt Preiser. Ohne Entgegenkommen eines wohlwollenden Mieters stehe die Zukunft der Wasserretter auf der Kippe.

Rettungsschwimmer retten auch an Land Leben

Dabei verstehen sich die DLRG-Mitglieder längst nicht nur als Helfer im Wasser. Nach der Einführung der "Mobile Retter"-App in Bielefeld hätten sich zahlreiche ausgebildete Rettungsschwimmer als Ersthelfer zur Verfügung gestellt, berichtet Dickel. Die App ermöglicht dem Rettungsdienst der Stadt ausgebildete Privatpersonen (Sanitäter, Ärzte oder Rettungsschwimmer), die zufällig in der Nähe sind, schneller zu einem Patienten mit Atembeschwerden oder Herz-Kreislaufbeschwerden zu lotsen als es der Rettungswagen aktuell schaffen würde.

Denn je früher in solchen Momenten die Herzdruckmassage beginnt, desto größer ist die Überlebenschance. Im Mai wurde das System in Bielefeld gestartet, Dickel selbst sei schon zwei Mal zu solchen Notfällen gerufen worden. Er ist von dem Vorteil der \"Mobile Retter\"-App überzeugt. "In einem Fall war ich deutlich früher als der Rettungswagen vor Ort. Beim zweiten Mal kam ich gleichzeitig, konnte den Notfallsanitätern aber trotzdem einige wichtige Handgriffe abnehmen.

Und trotz fehlender Badeseen in Bielefeld wollten auch einige Bielefelder DLRG-Mitglieder den Dienst am Strand nicht verpassen. Sie würden dann die Sommerferien als Lebensretter an den norddeutschen Küsten verbringen - sieben Tage die Woche von 9 bis 18 Uhr.